Steckt unsere Gesellschaft
in einem Selbstoptimierungswahn?
Wenn ja, welche Folgen hat das?
In jedweder sichtbaren Form „in Shape sein“, Trainieren und Hungern, Super Food, Bleaching, hochtrabende Jobbezeichnungen, überteuerte Markenkleidung, Filter, Botox, Anti-Aging, Schönheits-OPs … und dann auf Instagram, TikTok & Co. präsentieren, „was man hat“. All die Mühen der Selbstoptimierung muss doch Zuschauer und Applaudierende haben! Denn sonst würden sich diese ganzen Mühen, Qualen und Aufwendungen ja gar nicht lohnen, wenn es keiner sieht, oder?
Für die
Spitze des Eisberges lohnt es sich sogar, zumindest finanziell. Aber was ist
mit den anderen, denen suggeriert wird: So solltest Du aussehen, so sollte Dein
Leben aussehen, um glücklich zu sein. Dazu später mehr! Aber hier sei schon
einmal angemerkt, dass zwei Welten aufeinander prallen, denn der Maßstab für
ein Gefühl, nämlich das Glücklichsein, wird auf einer Skala an Äußerlichkeiten
gemessen. Das allein entbehrt schon jeder Logik und deshalb kann das nicht
richtig sein. Das heißt nicht, dass es nicht durchaus möglich ist, einem
Menschen, zum Glücklichsein zu verhelfen, indem ein hinderlicher Makel durch
eine Schönheits-OP beseitigt wird. Auch ist es völlig in Ordnung, ein
Glücksgefühl – wenn auch relativ kurzfristig – zu haben, wenn man sich etwas
Schönes kaufen konnte. Dennoch hat das nichts mit wirklichem Glücklichsein oder
Zufriedenheit zu tun. Die reine Darstellung des Glücks über Äußerlichkeiten hat
sich aber dermaßen in den Köpfen eingebrannt, dass jeder, der sich nicht so
darstellen kann oder will, automatisch aus dem Kreise der Glücklichen, der
Bewunderten oder gar der Akzeptierten ausgegrenzt fühlt. Wer nicht sichtbar das
Beste aus sich macht, der gehört nicht
dazu. Um sich selbst vielleicht ein wenig besser zu fühlen, wird derjenige dann
auch noch abgewertet. „Guck mal, die hat aber dicke Oberschenkel! Was hat der
denn für ein peinliches Outfit? Was für eine unreine Haut!“
Ist da jemand zu faul, zu verfressen, zu doof, an sich zu arbeiten? Es ist dumm, vermessen und in den allermeisten Fällen falsch, so zu urteilen. Warum jemand so aussieht wie er aussieht, warum jemand so handelt wie er handelt, können wir auf den ersten und den zweiten Blick nicht wissen und ganz ehrlich: Es geht uns auch in den allermeisten Fällen rein gar nichts an. Es solle uns nicht einmal berühren, solange wir nicht involviert sind. Wenn wir hier von Bodyshaming reden, bezieht sich das auf rein körperliche Merkmale. Und auf diese konzentrieren wir uns in diesem Artikel! Der Mensch ist mannigfaltig und das ist nicht nur gut so, sondern auch wichtig!
Bodyshaming – Was ist das genau?
Eins vorweg:
BODYSHAMING IST IMMER VERWERFLICH!
Es ist eine
Form von sozialer Aggression und Ausgrenzung. Es ist die alleinige Beurteilung
eines Menschen anhand von Äußerlichkeiten und dessen Körper. Bodyshaming ist diskriminierend,
demütigend, verletzend und beleidigend. Dies kann in mündlicher und schriftlicher
Form geschehen, aber auch mit Blicken und anderen Gesten. Allgemein angenommenen
Schönheitsvorstellungen entsprechen die wenigsten Menschen. Diese Vorstellungen
werden uns von allen möglichen Medien vorgespielt. Welche Frau fühlt sich nicht
erleichtert, wenn der schöne Filmstar privat am Strand mit Organgenhaut
abgelichtet wird, die man selbst weniger oder gar nicht hat? Das so zu fühlen,
ist in Ordnung, denn natürlich darf man sich über seine schönen glatten Beine
freuen. Der Mensch kann auch gar nicht anders, als sich zu vergleichen. Was aber
nicht in Ordnung ist, ist die Abwertung eines Menschen über seinen vermeintlichen
Makel. Was sagt eine – und wir bleiben bei dem Beispiel – Organgenhaut über
einen Menschen aus? de facto: GAR NICHTS! Es ist nichts anderes als Mobbing, eine
Bewertung darüber zu fällen. Es richtet Schaden an, der von außen nicht
sichtbar ist, der unglücklich und unfrei macht. … das Opfer, den Täter, die
Gesellschaft.
Bodyshaming – Wer macht so etwas und warum?
Natürlich gibt es die Menschen, die ganz bewusst andere mobben, herabwürdigen, belächeln, beleidigen, verletzen und damit ausgrenzen und ausschließen. Es gibt sie überall: auf dem Schulhof, im Freundeskreis, der Familie, bei den Kollegen, in allen Schichten unserer Gesellschaft, an jedem Ort, im echten Leben wie online. Meist handeln sie so, weil sie selbst unter einem mangelnden Selbstwertgefühl leiden. Jetzt können wir auf diese Menschen auch mit dem Finger zeigen … und sind nicht wirklich besser! Da stellen wir doch die Frage:
Was ist mit uns? Sind wir selbst denn besser?
Keiner von uns würde sich vermutlich als Body Shamer bezeichnen, aber manchmal
denken wir einfach zu wenig über unsere Haltung und unsere Wortwahl nach. Wir
meinen es eventuell sogar noch gut oder witzig mit Aussagen wie:
„Du hättest so ein schönes Gesicht“ oder „Unser kleiner Spargeltarzan“ oder „Schau, jetzt hast Du so schön abgenommen“ oder „Mach doch mal ein bisschen Sport.“
Es steht nicht immer die Absicht dahinter, jemandem Schaden
zuzufügen. Im Gegenteil. Es sind sogenannte „gute Ratschläge“ und oftmals sind
wir uns nicht einmal bewusst, dass die emotionalen Auswirkungen unseres
Verhaltens, unserer Mimik oder unserer Worte extrem tiefgreifende und
belastende Folgen für andere haben können. Ganz besonders dann, wenn jemand an
seinem Aussehen gar nichts ändern kann! Wir bestärken die Ansicht, dass jemand
irgendeinem Schönheitsideal entsprechen oder zumindest nahekommen sollte. Das
ist definitiv nicht besser.
Bodyshaming- ein paar Beispiele
– Fat Shaming: So wird Bodyshaming gegen dicke Menschen genannt und ist die häufigste Art des Bodyshamings. Im Prinzip ist es ein Massenphänomen, dass übergewichtige Menschen mit Vorurteilen, Anfeindungen, Ausgrenzung und Beleidigungen zu kämpfen haben.
– Skinny Shaming: Hier werden Personen beleidigt und gemobbt, die vermeintlich zu dünn sind. Auch sehr dünne Menschen leiden oft wegen ihres Körpers bzw. ihres Untergewichts.
Aber auch die Hautfarbe, die Haarfarbe, ein Leberfleck, Sommersprossen, sehr große oder auch sehr kleine Menschen sowie auch körperlich behinderte oder kranke Menschen können Opfer von Bodyshaming sein. Die vermeintliche Makelliste scheint endlos!
Neben der ganz offensichtlichen, extrem beleidigender und auch genau mit Absicht geäußerten Verachtung, die wir hier nicht beschreiben brauchen und auch nicht möchten, ein paar der scheinbar gutgemeinte Sätze, die gerne vermieden werden dürfen, weil sie sehr viel unnötiges Leid verursachen können:
Warum nur ein Salat? Du bist doch eh schon so dünn!
Iss doch mal was Richtiges!
Bist Du immer noch nicht satt?
So 8 Kilo weniger und Du wärst richtig hübsch.
Du musst aufpassen. Willst Du später so aussehen wie Deine Mutter?
Du bist viel zu dünn. Du musst mal was essen.
Isst Du überhaupt mal was?
An Dir ist ja gar nichts mehr dran!
Mit Deiner Figur willst Du wirklich so etwas Ungesundes essen?
Sehe ich da etwa ein Speckröllchen?
Gibt’s das auch in Deiner Größe?
Ich würde den Rock eine Hand breit länger wählen, ist besser für Deine
Beine.
Die Farbe macht Dich noch blasser.
Die Frisur gibt Dir etwas Maskulines/Feminines.
Du läufst wie ein Storch auf den Schuhen.
Geht es Dir nicht gut oder bist Du heute nicht geschminkt?
Gegen Akne kann man heute aber etwas tun.
Muss die Hose so kurz sein?
Bodyshaming – Kinder und Jugendliche
Leider denken auch ganz viele Kinder und Jugendliche, dass sie sich für ihren Körper schämen müssen. Die dünnen Ärmchen im Sportunterricht, die eine die Sprossenwand nicht erklimmen lassen, das Speckröllchen über der Badehose oder der noch nicht vorhandene Busen. Für die Erwachsenen sollte es die Aufgabe sein, diese Angriffe auf das so wichtige Selbstwertgefühl zu unterbinden bzw. den betroffenen Kindern zu helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Das ist in der heutigen Welt keine leichte Aufgabe! Denn wie schon gesagt: Bodyshaming lauert überall und wir können uns alle nicht ganz davon freimachen.
Bodyshaming – Das gab es früher nicht!
Sicherlich gab es Bodyshaming schon immer, aber das Netz ermöglicht es uns heute leichter, feiger und anonymer unseren Beleidigungen anderen Menschen gegenüber ungestraft freien Lauf zu lassen.
Bodyshaming – Fatale Folgen für Körper und Seele
Bodyshaming wird von den Betroffenen oft so
verinnerlicht, dass ein negatives Selbstbild entstehen kann und extreme
Minderwertigkeitsgefühle, Komplexe, Depressionen, Isolation, ständiges Gefühl
der Unzulänglichkeit, Ängste, Schlafstörungen, Essstörungen oder ähnliches
entstehen kann.
Bodyshaming egal welcher Art tut richtig weh. Im Netz als auch im realen Leben kann es zur Entwicklung von psychischen und physischen Gesundheitsproblemen beitragen. Bodyshaming ist Kränkung. Und Kränkung macht krank.
Body Positivity – Die Gegenbewegung
Ich bin schön so wie ich bin! Ob Falten, Cellulite oder ein paar
Rundungen mehr – diese Gegenbewegung soll dazu ermutigen, sich nicht einem
Schönheitsideal zu unterwerfen und zu sich
und seinem Körper zu stehen.
Angekommen, da wo diese Gesellschaft hingehört, sind wir erst
dann, wenn das kein Thema ist und nicht zu einer Bewertung führt.
Bodyshaming – Was hilft dagegen?
Im Grunde nur eines: Es sollte uns völlig egal sein, was andere
über unseren Körper denken. Es ist Dein Körper, über den nur einer urteilen
darf: Du selbst. Und vielleicht noch Dein Arzt, wenn es einen Zusammenhang mit
Deiner Gesundheit gibt.
Beleidigungen und negative Äußerungen zu ignorieren ist leichter gesagt als getan. Das kostet sehr viel Kraft und Selbstsicherheit.
Tipp 1:
Geh nicht auf jede Bemerkung ein. Achte nicht ständig auf die Blicke von anderen. In den sozialen Medien: Lies die schlechten Kommentare erst gar nicht, lösche sie oder bewerte sie als das, was sie sind: Dummes Gelaber! Blockiere im Zweifel Angreifer.
Tipp 2:
Mach Dir immer bewusst, dass Dein Äußeres nichts über Deinen tatsächlichen Wert aussagt. Das gesellschaftliche Schönheitsideal, das sich auch ständig verändert, hat nichts mit Deinem Selbstwert zu tun. Versuche, negative Menschen oder Kritiker zu meiden so gut es geht und umgib Dich mit Menschen, die Dich akzeptieren und lieben, genauso wie Du bist. Für das, was Du bist und nicht weil Du dünn, dick, groß oder klein bist.
Tipp 3:
Hast Du schon mal daran gedacht, für jemanden Partei zu ergreifen,
ihn zu schützen, ihn zu verteidigen, wenn derjenige gemobbt oder beleidigt
wird? Zeig Dich solidarisch und leiste demjenigen Beistand oder biete Deine
Hilfe an. Es schadet auch nicht, wenn man den Body Shamer direkt, aber sachlich
auf sein Fehlverhalten anspricht und ihn damit konfrontiert, wie verletzend und
herabwürdigend seine Worte oder sein Verhalten sind.
Speziell für Menschen, die aufgrund Ihres Aussehens geshamed
werden, ist es wichtig zu spüren, dass sie nicht allein gelassen werden.
Tipp 4:
Arbeite an Deinem Selbstwertgefühl. Das kannst Du auch schon, wenn
Du obige Tipps befolgst. Du kannst Dich, wenn möglich, einer Selbsthilfegruppe
anschließen oder auch professionelle Hilfe suchen. Dabei ist die EioS Therapie
eine Möglichkeit. Menschen, die unter einem mangelndem Selbstwertgefühl leiden,
haben wir fast täglich in unseren Praxen und wir konnten damit sehr erfolgreich
vielen Menschen helfen – auch den „Tätern“, deren Selbstwert nicht selten
besonders gering ist und die ebenfalls darunter leiden. Du möchtest Dich nicht
in eine sogenannte „Therapie“ begeben bzw. in eine Praxis gehen? Dann nutze die
Möglichkeit unserer EioS App. Hier findest Du das Thema Selbstwert auf 3 Kurse
aufgeteilt.